In Erinnerung an Ettore Brissa: ein Leuchtturm der Kultur und der Integration zwischen Italien und Deutschland

von Gherardo Ugolini in Corriere d'Italia (15/09/2023)

Ein schwerer Trauerfall hat die italienische Gemeinde in Heidelberg getroffen. Am 19. Juli verstarb im Alter von 91 Jahren Ettore Brissa, der jahrzehntelang am Institut für Übersetzer und Dolmetscher der Universität Heidelberg italienische Kultur und Zivilisation lehrte, ein geschickter Übersetzer war und wichtige historische Aufsätze über die Resistenza und die italienische Geschichte verfasste.

Er wurde 1932 in Domodossola geboren, wo sein Vater Antonio Polizeikommissar war; seine Kindheit verbrachte er in Cannobio am Lago Maggiore, wohin er regelmäßig zurückkehrte, sobald er konnte. Nach dem Abitur am Berchet-Gymnasium in Mailand ging der junge Ettore zum Philosophiestudium nach Pavia, wo er Stipendiat am renommierten Ghisleri-Gymnasium war und 1954 unter der Leitung von Giulio Preti mit einer Arbeit über das Marxsche Denken abschloss.

Nach weiteren akademischen Studien in Zürich wurde er Dozent für italienische Kultur und Zivilisation an der Universität Heidelberg, wo er bis zu seiner Pensionierung und darüber hinaus blieb. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer war Ettore Brissa auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Zusammenhängen als Vermittler italienischer Kultur in Deutschland tätig.

Seine öffentlichen Vorträge, die er immer wieder in Heidelberg und anderen deutschen Städten hielt und die er systematisch unter den Titel Italien im Wandel – Wandel in Italien stellte (ein Titel, den er ironischerweise unverändert ließ, weil er über die Jahrzehnte hinweg immer Gültigkeit hatte, auch wenn sich die Kontexte und Themen änderten), boten Gelegenheit zur Diskussion und zum fruchtbaren Gedankenaustausch und waren für viele Zuhörer ein Auffrischungskurs. Für sein Engagement für die deutsch-italienischen Kulturbeziehungen wurde Brissa 2012 mit der Stauffer-Medaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Seine neueste Publikation trägt den Titel Per un alfabeto della memoria April 1945/2020 und widmet sich der Rekonstruktion von Ereignissen aus dem Partisanenkrieg der Befreiung.

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Der Nachruf wurde von Gherardo Ugolini am 15. September 2023 im Corriere d’Italia veröffentlicht.